Wie werden Magnete hergestellt? – Einblick in die Magnetproduktion

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Magnete sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken: Vom Kühlschrankverschluss bis zu Hochleistungsgeneratoren in Windkraftanlagen – ihre Einsatzgebiete sind vielfältig. Doch wie werden Magnete eigentlich hergestellt? Die Antwort hängt stark von der Art des Magneten ab: Es gibt permanente Magnete, Elektromagnete und temporäre Magnete. In diesem Beitrag liegt der Fokus auf der industriellen Herstellung von permanenten Magneten, insbesondere Hartferritmagneten und seltenen Erden-Magneten wie Neodym-Eisen-Bor (NdFeB).

 

1. Überblick: Der Herstellungsprozess von Magneten

Die Herstellung von Magneten erfolgt in mehreren Schritten – von der Rohstoffgewinnung über die Formgebung bis zur Magnetisierung. Je nach Magnettyp unterscheidet sich der Prozess in Details.

Grundsätzlich lassen sich folgende Phasen beschreiben:
 • Auswahl und Mischung der Rohstoffe
 • Pulvermetallurgie bzw. Schmelzverfahren
 • Formgebung und Sintern
 • Wärmebehandlung und Magnetisieren
 • Endbearbeitung (Schleifen, Beschichten, Testen)

 

2. Rohstoffe und Zusammensetzung: Die Basis der Magnetherstellung

Die Wahl der Rohstoffe ist entscheidend für die Magneteigenschaften. Bei Ferritmagneten kommen meist Eisenoxid (Fe₂O₃) und Barium- oder Strontiumcarbonat zum Einsatz. Bei Hochleistungsmagneten wie Neodym-Magneten sind es:
 • Neodym (Nd)
 • Eisen (Fe)
 • Bor (B)


Diese Rohstoffe werden in präzisen Mischungsverhältnissen kombiniert, um die gewünschten magnetischen Eigenschaften zu erzielen. Bei NdFeB-Magneten werden zusätzlich oft Dysprosium oder Praseodym beigemischt, um Temperaturstabilität zu erreichen.

 

 

3. Herstellung von Ferritmagneten: Der Klassiker

Ferritmagnete (auch Keramikmagnete genannt) gehören zu den am häufigsten produzierten Magnettypen. Ihr Herstellungsprozess ist vergleichsweise kostengünstig:

 1. Rohstoffmischung: Eisenoxid und Strontium- oder Bariumcarbonat werden gemischt und bei etwa 1000 °C vorgebrannt.
 2. Mahlprozess: Das gesinterte Material wird zu feinem Pulver zermahlen.
 3. Formgebung: Das Pulver wird in Pressformen gegeben und unter Magnetfeldern ausgerichtet (anisotrope Pressung).
 4. Sintern: Das gepresste Material wird bei ca. 1200 °C gebrannt.
 5. Magnetisierung: Nach dem Sintern sind die Magnete noch nicht magnetisch – erst ein starkes äußeres Magnetfeld macht sie zu permanenten Magneten.

 

 

4. Herstellung von Neodym-Magneten: Hightech für starke Felder

Neodym-Magnete gehören zu den stärksten bekannten Permanentmagneten. Ihre Herstellung ist technisch anspruchsvoll:

 1. Schmelzen und Legieren: Die Rohstoffe werden in Vakuumöfen geschmolzen und zu einer Legierung verarbeitet.
 2. Zerkleinern und Mahlen: Die Legierung wird zu Mikropulver verarbeitet – ein kritischer Schritt für die spätere Ausrichtung.
 3. Pressen unter Magnetfeld: Das Pulver wird in einem starken Magnetfeld isostatisch gepresst (HIP – Hot Isostatic Pressing).
 4. Sintern: Die gepressten Rohlinge werden bei rund 1100–1150 °C gesintert.
 5. Bearbeiten und Beschichten: Da Neodym korrosionsanfällig ist, erhalten die Magnete eine Nickel-, Epoxid- oder Goldbeschichtung.
 6. Magnetisieren: Ein Pulsfeld mit bis zu mehreren Tesla Magnetfeldstärke erzeugt den permanenten Magnetismus.

 






5. Elektromagnete: Herstellung per Wickeltechnik

Elektromagnete funktionieren anders: Sie bestehen aus einem Eisenkern, der von Kupferdraht umwickelt ist. Wird Strom durch die Spule geschickt, entsteht ein Magnetfeld.

Ihre Herstellung erfordert:
 • Auswahl eines ferromagnetischen Kerns (meist Eisen oder Ferrit)
 • Präzise Wicklung von Kupferlackdraht
 • Isolation und thermische Stabilisierung
 • Einbau in Gehäuse oder Systeme


Der Vorteil: Elektromagnete lassen sich steuern und abschalten – ideal für Industrieroboter, Relais oder MRT-Geräte.

 

6. Magnetisierung: Der finale Schritt

Unabhängig vom Magnettyp ist der letzte Schritt die Magnetisierung. Hierbei wird das Material einem kurzen, sehr starken Magnetfeld ausgesetzt – oft mit speziellen Magnetisiergeräten, die Feldstärken von über 3 Tesla erzeugen. Dabei richten sich die magnetischen Domänen im Material dauerhaft aus.

 

 

7. Qualitätsprüfung und Einsatzbereiche

Moderne Magnete werden mit hochsensiblen Messgeräten (wie Gaussmetern) getestet. Die wichtigsten Qualitätskriterien sind:

 • Remanenz (magnetische Restfeldstärke)
 • Koerzitivfeldstärke (Widerstand gegen Entmagnetisierung)
 • Energieprodukt (maximale Feldleistung)


Die Anwendungsgebiete reichen von Lautsprechern über Elektromotoren bis hin zu medizinischen Geräten und Windkraftanlagen.

 

 

Magnetherstellung ist eine hochentwickelte Technologie, die von der einfachen Pulverpressung bis zu Hightech-Verfahren reicht. Jede Magnetart hat ihre eigene industrielle Logik – und ihre individuellen Stärken.